Boden und Ernährung in der Klimakrise: betterSoil auf dem Climate Change Summit Bukarest 2025

Boden wird zum Klimakapital. Rund eine Million Menschen (online und vor Ort) verfolgten Azadeh auf dem Climate Change Summit 2025 in Bukarest. Mit betterSoil erkundeten sie, wie Bodengesundheit unternehmerische Klimarisiken reduziert und die Resilienz von Agrar- und Ernährungssystemen stärkt.

Vom globalen Ziel zur Umsetzung auf dem Boden

Der Climate Change Summit 2025 in Bukarest brachte führende Persönlichkeiten der globalen Nachhaltigkeitsagenda zusammen – von Annela Anger-Kraavi, CEO des Cambridge Trust for New Thinking in Economics, über Diana Ürge-Vorsatz, Vizepräsidentin des Weltklimarats (IPCC), bis hin zu Wirtschaftsführer:innen von Mastercard, Societe Generale und Danone.

Während sich Panels zu Finanzen, Technologie und Energie mit Dekarbonisierung auf Systemebene beschäftigten, brachte betterSoil die Diskussion zurück auf den Ursprung allen Lebens – den Boden unter unseren Füßen. In ihrer Keynote „Soil and Food in the Climate Crisis“ betonte Azadeh Farajpour, unsere Gründerin, dass nachhaltiger Wandel dort beginnt, wo Stabilität, Produktivität und Widerstandskraft entstehen: im Boden selbst.

Keynote: Boden und Ernährung in der Klimakrise

Während andere Redner:innen – von Annela Anger-Kraavi bis Jaime Ruiz Huescar (CITIES FORUM) – die globalen Dimensionen der Klimakrise beleuchteten, richtete Azadeh den Blick auf das System, das sie alle verbindet: den Boden. 95 % unserer Nahrungsmittel hängen direkt von der Bodengesundheit ab. Dennoch gehen jedes Jahr über 100 Millionen Hektar fruchtbarer Böden verloren. Allein in Europa sind 12 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Flächen stark degradiert – mit jährlichen Produktivitätsverlusten von 1,25 Milliarden Euro und über 100 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen.

Gesunder Boden ist sowohl Klimaschutzinstrument als auch Wirtschaftsfaktor. Weltweit speichern Böden rund 1.500 Milliarden Tonnen Kohlenstoff und bilden damit nach den Ozeanen den zweitgrößten Kohlenstoffspeicher der Erde. Ein einziger Kubikmeter lebendiger Boden kann über 250 Liter Wasser aufnehmen – eine natürliche Versicherung gegen Dürren und Überschwemmungen. Wie Ivan Holub von Danone in seinem Vortrag „Building Climate-Resilient Food Systems“ betonte, kann die Lebensmittelwirtschaft nur auf gesunden natürlichen Systemen bestehen. betterSoil ergänzte diese Botschaft perfekt: Regeneration auf Bodenniveau führt zu messbaren ökologischen, ökonomischen und sozialen Vorteilen – von der CO₂-Bilanzierung bis zur Ernährungssicherheit. Jeder Gramm Kohlenstoff, der im Boden bleibt, ist Kohlenstoff, der nicht in der Luft ist und Wert, der im System erhalten bleibt.

Side-Event I: Nachhaltige Städte im Klimawandel gestalten

Bei einer Veranstaltung der französischen Handelskammer in Rumänien (CCIFER) und der Akademie für Wirtschaftsstudien (ASE) diskutierte Azadeh mit Expert:innen aus Stadtplanung, Wissenschaft und Wirtschaft über das Thema „Designing Sustainable Cities for a Changing Climate“. Redner:innen wie Louis de Jaeger, bekannt für seine Arbeit an Food Forests, und Hanna Haveri, die weltweit erste „Planetary Health Physician“, zeigten, wie naturbasierte Ansätze das Stadtleben verändern können. 

Azadeh verdeutlichte, wie sich Prinzipien der Bodenökologie auch in urbanen Räumen anwenden lassen – von Regenwasserbewirtschaftung über Grünflächengestaltung bis hin zu klimaneutraler Infrastruktur und Bürgerbeteiligung. Für Unternehmensvertreter:innen aus Immobilien- und Infrastruktursektoren war die Botschaft klar: Bodenregeneration in ESG-Strategien und Stadtentwicklung zu integrieren ist zugleich Nachhaltigkeitschance und Risikomanagement. Städtische Resilienz beginnt unter der Oberfläche in den lebendigen Systemen, die unsere Städte tragen.

Side-Event II: Brücken zwischen Wissenschaft und Unternehmertum

In einem zweiten Event der CCIFER nahm Azadeh an einem Gespräch mit 100 Vertreter:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft teil, das sich mit der Verbindung von Forschung, Daten und Unternehmertum befasste. Hier traf die Präzision wissenschaftlicher Klimamodelle auf die strategischen Bedürfnisse von Unternehmen.

Azadeh präsentierte den betterSoil-Ansatz, der Satellitendaten, Bodenanalysen und ökonomische Modelle kombiniert, um Unternehmen und Landwirt:innen bei der Messung, Überwachung und Verbesserung der Bodengesundheit zu unterstützen. Dieser Ansatz erfüllt internationale Kohlenstoff- und Nachhaltigkeitsstandards und unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung des EU Green Deal und der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). 

Die Diskussion zeigte deutlich: Bodengesundheit ist kein Nischenthema mehr, sondern ein zentrales ESG-Kriterium – relevant für Investor:innen, Lebensmittelproduzenten und politische Entscheidungsträger:innen gleichermaßen.

Warum Boden für Wirtschaft und Klima entscheidend ist

Bodendegeneration betrifft heute über 1,2 Milliarden Menschen weltweit und mindert landwirtschaftliche Erträge erheblich. Doch das Potenzial für positive Veränderungen ist enorm: Schon eine jährliche Steigerung des Bodenkohlenstoffs um 0,4 % könnte bis zu 15 % der globalen fossilen Emissionen kompensieren. Damit knüpfte betterSoil an die Forderung von Michel Scholte, Mitbegründer des True Price & Impact Institute, an, wirtschaftlichen Wert „jenseits des Profits“ neu zu definieren.

betterSoil zeigt, dass Investitionen in Bodengesundheit nachweisbaren Klimanutzen, höhere Produktivität und langfristigen wirtschaftlichen Mehrwert schaffen. Für Agrarunternehmen und Konzerne wird der Boden damit zu einem strategischen Hebel für Klimaschutz und Risikomanagement. Regenerative Bewirtschaftung – pflugloser Anbau, Zwischenfrüchte, Kompostnutzung und Agroforstsysteme – verbessert Bodenfruchtbarkeit und Wasserhaushalt, senkt Emissionen und stabilisiert Lieferketten. Bodengesundheit ist längst kein landwirtschaftliches Thema mehr – sie ist ein ökonomischer Indikator dafür, wie zukunftsfähig unsere Systeme sind.

Vom Boden zur Strategie

Wie Hacina Py, Chief Sustainability Officer von Societe Generale, in ihrem Beitrag „The Business Case of Water Resilience“ betonte, liegt die Zukunft nachhaltigen Wirtschaftens in der Verbindung von ökologischer Integrität und finanziellem Wert. betterSoil zeigte beim Summit, dass genau dieser Zusammenhang im Boden beginnt – dort, wo Kohlenstoff, Wasser, Ernährung und Wirtschaft zusammentreffen.

Ob im Ackerboden oder in der Stadtlandschaft: Die Bodengesundheit bestimmt, wie Gesellschaften sich an den Klimawandel anpassen und in ihm bestehen. Für die Politik ist sie ein Hebel zur Emissionsreduktion, für Unternehmen eine Grundlage für resiliente Lieferketten, glaubwürdige ESG-Berichterstattung und nachhaltige Wertschöpfung.

betterSoil wird weiterhin Wissenschaft, Strategie und Innovation verbinden, um Agrarunternehmen, Investor:innen und Institutionen dabei zu unterstützen, Bodenregeneration in ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu integrieren. Denn der Boden, auf dem wir stehen, könnte die skalierbarste Klimaschutzlösung unserer Zeit sein.